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Wo finden wir Sicherheit?

Es ist unser Verstand, der die Rahmen für unsere Sicherheit zimmert. Es sind die Konstrukte der Welt, die wir kennen. Unser Alltag, die bekannten Abläufe, all die Vorstellungen und Bilder, die wir uns im Laufe unseres Daseins zusammengeschustert haben und in welchen wir uns bewegen und erfahren haben, dass unser kleines Leben funktioniert. Wenigstens einigermassen. Auch, wenn wir uns dabei nicht immer, oder oft nicht, glücklich und wohl gefühlt haben, waren diese Konstrukte Handläufe, an welchen wir uns durchs Leben hangeln konnten. Jetzt brechen sie eines nach dem anderen weg, und auch der Boden unter unseren Füssen bröckelt. Die Bühnenbilder des Theaterstücks Leben, wie wir es bisher kannten, werden abgebaut und auch die Rollen, die wir in diesem Stück gespielt haben, verlieren ihre Bedeutung. 

Wir glauben sicher zu sein, wenn wir die Kontrolle über unser Leben haben, aber genau diese Kontrolle wird uns gerade entzogen. Oder war es nur eine Illusion von Kontrolle?

Das Neue ist noch nicht greifbar und für viele vielleicht noch nicht einmal in Sicht. Wir fühlen uns wie im freien Fall. 

Diese Ungewissheit auszuhalten ist das Allerschwerste. Darum ist es sinnvoll, unseren Halt nicht im Aussen zu suchen, sondern in uns selbst. Denn das ist es was bleibt, wenn alles andere vergeht: unsere Anbindung an das Göttliche, an das Geistige. Sie ist der Anker, der uns in dieser stürmischen See festhält. Wie diese Anbindung für jeden einzelnen aussieht, ist individuell und soll es auch sein. Nennen wir sie Gott, oder Quelle, oder Schöpfer, oder Leben, oder Liebe oder unser Selbst, oder wie auch immer es für uns stimmig ist. Hauptsache, wir finden und pflegen diesen sicheren Ort in uns und können immer wieder an ihn zurückkehren und auftanken, wenn uns die Welt wieder einmal durchschüttelt. 

Natürlich ist es auch wichtig, die Gegebenheiten im Aussen zu kennen und uns zu wappnen, indem wir mögliche Szenarien vielleicht einmal durchdenken und wir uns entsprechend darauf vorbereiten. Zum Beispiel indem wir uns ein paar Vorräte zulegen und wissen, wo wir wichtige Dokumente für bestimmte Situationen finden. Ebenso ist es wichtig, dass wir uns mit gleichgesinnten Menschen vernetzen. Nicht nur online, sondern auch und besonders physisch. 

Unerlässlich ist es meiner Ansicht nach aber, dass wir uns mit unseren Ängsten befassen und uns all den Themen stellen, die das Leben jetzt an uns heranträgt. Denn wenn auch alles unsicher ist, das ist etwas, worauf wir uns hundertprozentig verlassen können: Wir werden alle mit den Schatten in uns konfrontiert, die wir bisher verdrängt und tief in uns eingeschlossen haben. Sie wollen ans Licht. Sie wollen alle endlich die Zuwendung und Liebe, die sie brauchen, damit wir heilen können. Denn wenn wir nicht heilen, kann es die Welt auch nicht. Die Angst ist immer ein schlechter Steuermann. Sie blockiert unser Denken und unsere Kreativität. Beides brauchen wir unbedingt, um Lösungen zu finden und um zentriert und zielgerichtet unseren Weg zu gehen. Also holen wir unsere Ängste in unser Herz und übergeben ihm das Steuer. Die Verbindung zu unserem Herzen ist die beste Sicherheit, die wir in der jetzigen Zeit haben können. In ihr finden wir das Vertrauen. Ins Leben, in Gott, in die Quelle, in uns selbst. Darauf, dass wir geführt werden. Lernen wir wieder der leisen Stimme unseres Herzens zu lauschen, die uns die Richtung zuflüstert wie ein innerer Kompass. Dann brauchen wir keine äusseren Rahmen mehr, an welchen wir uns festhalten können, denn dann sind wir von innen gehalten.

 

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