· 

Sorge oder Vertrauen?

Ist es in Ordnung, sich um jemanden Sorgen zu machen? 

Meine Mutter macht sich heute noch ständig welche um mich und meine Geschwister. Ich empfinde das nicht als Ausdruck ihrer Liebe, sondern als übergriffig und unnötig. Sie empfindet es als ihr Recht als Mutter. Hat sie das Recht, mir ihre Sorgen überzustülpen? Ich sage dazu ein entschiedenes Nein. Natürlich wünscht sich eine Mutter, dass es ihrem Kind, egal wie alt es schon ist, gut geht. Dieser Wunsch ist Ausdruck von Liebe. Sorgen hingegen sind Ängste, die wie kopflose Hühner durcheinander rennen ohne sich einen Moment der Ruhe zu nehmen, um die Angelegenheit einmal aus einer distanzierteren Perspektive zu betrachten.

Vor allem fehlt der Sorge das Vertrauen. 

Das Vertrauen, dass es der Umsorgte aus eigener Kraft schaffen kann, sei es gesund zu bleiben, seinen Weg zu finden oder was auch immer. Sorgen machen hält den anderen klein und beansprucht, besser zu wissen, was gut für jemanden ist. 

Vertrauen in die Ressourcen des anderen zu haben, unterstützt ihn hingegen beim Wachsen und beim Entwickeln seines Selbstvertrauens. Es schenkt Selbstermächtigung. Ich möchte das ‚sich Sorgen machen‘ aber unterscheiden von ‚sich um jemanden kümmern‘, der Hilfe braucht. Das sind zwei verschiedene Dinge. 

Wer sich um jemanden kümmert, fragt den Betreffenden (hoffentlich), ob er seine Hilfe auch haben will und hilft (hoffentlich) in der Weise, die der Hilfesuchende wünscht. 

Wer sich hingegen Sorgen macht, ist in seinen eigenen Ängsten verstrickt und schickt dem andern ebendiese Angstenergie mit auf den Weg. Ich möchte ‚sich Sorgen machen‘ auch davon unterscheiden, dass eine Mutter ihr Kind beschützt, wo es Schutz braucht. Auch das sind für mich völlig verschiedene Dinge. Die Sorge ist eine vorauseilende Angst, die den Weg des anderen mit hemmenden Energien vernebelt. Das Vertrauen hingegen, das wir jemandem schenken, ist ein starkes Licht, das seinen Weg beleuchtet. Es schützt denjenigen, weil es der Liebe entspringt und ihn daran erinnert, dass er ein starkes Schöpferwesen ist, das alles meistern kann. Es liegt an uns, welche Energie wir unseren Lieben, seien es unsere Kinder oder Partner oder wer auch immer, mit auf ihren Weg geben. Anstatt unsere Sorgen anderen überzustülpen wäre es hilfreicher, wenn wir uns unseren Ängsten stellen würden, um dahinter unser eigenes Selbstvertrauen wiederzufinden.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0