Ein Licht entzünden

Ein Licht entzünden wir dort, wo es dunkel ist. Dort wo kein Tageslicht, kein Sonnenstrahl, keine Kerzenflamme den düsteren Vorhang bereite schiebt. Um sich in die Dunkelheit zu wagen, braucht es Mut. Die Liebe ist dieser Mut. Sie bleibt nicht an der Oberfläche, sie gibt sich nicht zufrieden mit dem Augenscheinlichen. Sie forscht weiter, sie dringt durch jede Ritze. Sie will das Innen durchleuchten und erleuchten. Dabei hilft ihr das Mitgefühl. Es ist der Schlüssel zu den inneren Räumen, zu den Gebieten hinter dem Schein, der uns vorgaukeln will, alles sei gut so wie es ist und deshalb unnötig, sich Gedanken oder gar Gefühle darüber zu machen. Die Liebe bringt alles ans Licht. Früher oder später. Sie hat es nicht eilig, aber sie weiss, dass es Not-wendig ist. Was die Liebe ans Licht des Tages befördert, was sie uns zeigen möchte, ist oft nicht bequem für uns. Die Liebe fordert uns heraus, sie kratzt am Lack unseres Egos, sie wühlt in seinen Eingeweiden, sie lässt es nicht zur Ruhe kommen. Das Ego wehrt sich. Es findet und erfindet alle möglichen Ausflüchte, Beschönigungen, Erklärungen, Rechtfertigungen, um der Liebe ja nicht folgen zu müssen, denn das würde seinen Tod bedeuten. Es würde Veränderung bedeuten, aber ändern will das Ego nichts. Nichts an seinem Denken, nichts an seinem Fühlen und nichts an seinem Verhalten. Es ist ganz einfach, das Ego von der Liebe zu unterscheiden. Das Ego will für sich haben, es kreist um sich selbst, will am Status quo festhalten, egal ob es sich selbst und anderen damit Leid zufügt. Es kümmert sich nicht um die Auswirkungen seines Tuns auf andere Lebewesen und auf die Natur. Es ist ihm gleichgültig, ob andere leiden, damit es zu seinem Recht und seinem Genuss kommt, von dem es glaubt, dass sie ihm zustehen.  Die Liebe hingegen sieht das Ganze, sie baut Brücken und schliesst alle mit ein. Die Liebe ist Mitgefühl. Sie kann es nicht ertragen, wenn andere leiden. Sie ist immer bereit, einen Schritt zur Seite zu gehen, damit die anderen auch ihren Platz einnehmen können. Die Liebe verströmt sich und gibt. Die Liebe unterscheidet nicht zwischen mehr oder weniger Recht auf Leben. Sie ist das Leben. Die Liebe kategorisiert nicht in Nutzen und Beute. Sie trennt nicht in Hierarchien. Für sie ist alles Leben gleich wertvoll. In der Liebe ist alles verbunden, ist alles eins. Die Liebe lässt nicht locker. Sie schickt uns Botschaften. Immer wieder und über die verschiedensten Kanäle. Die Liebe spricht zu uns in Bildern, in Worten, durch die unterschiedlichsten Menschen und auch Tiere, die uns Dinge zeigen, die uns ermahnen, die uns andere Möglichkeiten vorleben. Sie schickt uns auch Botschaften über unseren Körper, in Form von Symptomen. Ein Symptom ist ein Anzeichen für eine Erkrankung oder eine Verletzung. Die Liebe fordert uns auf hinzuschauen, wo wir vielleicht die falsche Richtung eingeschlagen haben. Sie klopft an unsere Türen, damit wir sie einlassen und sie diese Verletzungen heilen kann. Manchmal zeigt die Liebe sich als Freude, manchmal zeigt sie sich als Leid. Doch immer will sie ein Licht in uns entzünden. 

 

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