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Geduld

Wer Geduld hat, dem wachsen Rosen heisst es in einem Sprichwort. Ich träume schon lange von einem Rosengarten. Geduld ist keine meiner Stärken. Ich will immer alles sofort. Wenn mich die Begeisterung für etwas gepackt hat, fällt es mir schwer, meine überschäumende Energie zurück zu halten. Ich kann es nicht erwarten, das Resultat gleich zu sehen. Das Konzept Zeit bereitet mir mitunter grosse Mühe. Wenn es nicht so flott vorangeht, wie ich das gerne hätte, fühle ich mich, als wäre ich in einer Welt aus weichgekautem Kaugummi gefangen. Gegen grossen Widerstand bewege ich mich Fäden ziehend durch die Welt, während es in mir brodelt. Hier ist Demut gefragt. In der Demut liegt Mut. Der Mut, ins Vakuum zu treten. Es geht nicht darum, alles klaglos zu erdulden was mir auferlegt wird oder besser gesagt, was ich mir selbst auferlege. Ich spreche von der Demut in der das Vertrauen liegt, dass alles zum richtigen Zeitpunkt zu mir kommt. 

Die Zeit ist kein starres Ding sondern biegbar. Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass Dinge nicht in dem Zeitrahmen geschehen, den ich mir vorgestellt habe.  Ist Zeit eine Linie, die vom Anfang bis zum Ende führt und die Vergangenheit über die Gegenwart mit der Zukunft verbindet? ich habe oft in der Vergangenheit oder in der Zukunft gelebt und es dabei verpasst, die Gegenwart achtsam wahrzunehmen. Die Vergangenheit ist bereits vergangen und die Zukunft besteht noch nicht. Das Einzige was wirklich ist, ist das Jetzt. Nur in ihm findet das Leben statt. Von Augenblick zu Augenblick, immer nur im Jetzt. Dahin will mich die Geduld führen. Dass ich vom Getriebensein dieser Welt, von meinen Wünschen und Sehnsüchten und meinen Vorstellungen wie die Dinge laufen sollten, einen Schritt zurück trete in den leeren Raum im Zentrum der Spirale. Ins Auge des Sturms. Dort, wo alles stillsteht. Ausatmen. Einatmen. Lieben was ist. Jetzt. Ich verstehe es nicht als ein Resignieren, als ein mich den Umständen beugen, sondern als ein Innehalten, ein Drücken auf die Pausetaste. Vom Tun ins Sein kommen. Ins Jetzt, in dem ich achtsam beobachte, was mir das Leben gerade für ein Geschenk macht, welche wichtige Erkenntnis es mir gerade spiegelt. In dem es mir zeigen will, was oder wer gerade wichtig ist. Die Geduld holt mich aus dem Hamsterrad heraus, wenn ich sie als meine Freundin betrachte.

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